Kontrast

Ablauf: Der Weg zur Radschnellverbindung

Radschnellwege
@HMWVW – Corinna Spitzbarth

Radschnellverbindungen sind planerische Großprojekte, die von der Idee bis zur Umsetzung viele Zwischenschritte erfordern. Eine Radschnellverbindung, die mehrere Kommunen miteinander verbindet, wird zwar als eine zusammenhängende Maßnahme gesehen, besteht aber aus der Summe vieler einzelner Radverkehrsprojekte mit jeweils unterschiedlichen Planungsanforderungen. Da meist mehrere Kommunen beteiligt sind und sich naturnahe Außerortsstrecken mit innerstädtischen Abschnitten abwechseln, sind viele unterschiedliche Projektpartner zu beteiligen und für das Vorhaben zu gewinnen. Kommt es im Prozess in Einzelabschnitten zu Änderungen im Trassenverlauf, kann dies Auswirkungen für den gesamten Planungsraum haben.

Idealtypisch werden im Prozess einer Radschnell- oder Raddirektverbindung folgende zentrale Arbeitsschritte absolviert.

Korridorstudie des Landes Hessen

Das Land Hessen hat 2018 im Rahmen einer Korridorstudie zu Radschnellverbindungen in Hessen 42 Korridore mit Potenzial für Radschnell- bzw. Raddirektverbindungen identifiziert. Diese Korridore dienen den Kommunen, Kreisen und Projektträgern als Grundlage für den Einstieg in den Prozess.

Die Korridorstudie unterscheidet zwischen Korridoren mit mehr als 2.000 Radpendelnden pro Tag (Ausbaupotential: Radschnellverbindung, §13 Hessisches Nahmobilitätsgesetz vom 28. Juni 2023) und Korridoren von 1.500 bis 2.000 Radpendelnden pro Tag sowie weniger als 1.500 Radpendelnden pro Tag (Ausbaupotential: Raddirektverbindung).

Die Korridorstudie selbst beschreibt, wie hoch das Nutzenden-Potential auf einer Verbindung zwischen Stadt X und Stadt Y ist. Wo und wie eine Radschnellverbindung verlaufen könnte, ist dann Gegenstand von Machbarkeitsstudien.

Einen kompakten Flyer zur Korridorstudie können Sie hier herunterladen:
https://www.nahmobil-hessen.de/wp-content/uploads/2019/07/2019-07-25-NMH-Aktivierungsflyer_A4_Korridore_Web.pdf

Machbarkeitsstudie / Ermitteln einer Vorzugstrasse

Bevor mit einer konkreten Planung begonnen werden kann, werden im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Rahmenbedingungen für eine Radschnellverbindung geprüft. Wo könnte eine solche Verbindung verlaufen? Gäbe es mehrere mögliche Varianten? Welche Vor- und Nachteile hätten diese? In welchen Abschnitten wäre mit besonderen planerischen Herausforderungen zu rechnen? Mit welchen Kosten müsste überschlägig kalkuliert werden? Gibt es eine Vorzugstrasse, die für Planung und Bau empfohlen werden kann?

Ohne ins planerische Detail zu gehen, prüft eine Machbarkeitsstudie also, unter welchen Bedingungen das Projekt machbar sein kann. Dies ist ein wichtiger Meilenstein im Prozess. Denn nur mit diesem Grundlagenwissen können die politisch Verantwortlichen vor Ort eine faktenbasierte Entscheidung zum weiteren Projektverlauf treffen.

Das Land Hessen unterstützt interessierte Kommunen mit einem Leitfaden und einer Musterausschreibung für die Vergabe von Machbarkeitsstudien. Auch werden Machbarkeitsstudien für Radschnellverbindungen durch das Land Hessen finanziell gefördert.

Download Leitfaden Machbarkeitsuntersuchung:
https://hessendrive.hessen.de/public/download-shares/k7D1hWveCSFB6g49eztdFmf1FIVzu0Hu

Zustimmung der politischen Gremien

Um in den Planungsprozess einsteigen zu können, müssen die politischen Gremien in den betroffenen Kreisen und Kommunen zustimmen. Denn dort, wo später gebaut werden soll, liegt die inhaltliche Verantwortung für das Projekt bzw. den jeweiligen Planungsabschnitt. Neben dem politischen Willen für die Maßnahmen, müssen Finanzmittel und personelle Kapazitäten zur Verfügung gestellt und die Planung und Umsetzung der Radschnellverbindung mit allen sonstigen Vorhaben koordiniert und priorisiert werden. Diese Willensbildung muss in allen beteiligten Kommunen erfolgen und auch untereinander abgestimmt werden.

Planung und Bau in Teilabschnitten

Erst mit einem politischen Beschluss kann mit der konkreten Planung von Abschnitten begonnen werden. Um möglichst schnell in die Umsetzung zu kommen, können z. B. kostengünstigere und/oder planerisch leichtere Abschnitte zuerst angegangen werden. Dennoch sind in der konkreten Planung wie bei jedem anderen Planungsprojekt viele Detailschritte zu meistern. Sind beispielsweise größere Brückenbauten erforderlich oder führt der Abschnitt durch sensible Naturräume, sind Planungen und Genehmigungen oft aufwändig und müssen eine Vielzahl von Aspekten beachten. Der konkreten Planung schließt sich der Bau an, so dass die Radschnellverbindung Abschnitt für Abschnitt fortgesetzt wird.